Arzneikürbis

Arzneikürbis – Cucurbita pepo

Ende Oktober, in der Nacht vor Allerheiligen, ist es wieder soweit, vielerorts leuchten sie uns entgegen mit funkelnden Augen und fletschenden Zähnen. Ausgehöhlte Kürbisköpfe schmücken mittlerweile auch hierzulande immer mehr Vorgärten und Haustüren. Der Brauch zu Halloween stammt angeblich ursprünglich aus Irland, wo die Fratzen ausgehöhlter Rüben böse Geister vertreiben sollten. Auswanderer nahmen diesen Brauch mit nach Amerika, wo der heimische Kürbis die Rüben ersetzte. In Mittel- und Südamerika ist der Kürbis schon seit mehr als 8000 Jahren bekannt und zählt zu einer der ältesten Kultur- und Nahrungspflanzen. Im 16. Jahrhundert kam der Kürbis nach Europa und man erkannte schnell seine heilende Wirkung. Bereits 1532 wurde er im Kräuterbuch von Leonhard Fuchs erwähnt. Die Familie der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae) wird heutzutage fast weltweit angebaut und umfasst unzählige verschiedene Sorten, von kleinen, ungenießbaren Zierkürbissen bis hin zu Riesenkürbissen von mehreren hundert Kilogramm.

Arzneilich wird hauptsächlich der Garten- oder auch Arzneikürbis, Cucurbita pepo, verwendet. Die Pflanze ist einjährig und wächst meist kriechend auf dem Erdboden, die großen Blätter sind fünflappig und borstig behaart. Die großen, leuchtend gelben Blüten, männliche wie weibliche auf derselben Pflanze, blühen meist zwischen Juni und September und locken, aufgrund ihres hohen Zuckeranteils im Nektar, zahlreiche Bienen und Hummeln an. Die gelb-orangen Früchte, die Kürbisse, sind rund bis länglich und haben einen Durchmesser von 15 bis 40 cm. Im Inneren befinden sich die weißen, flachen Samen, welche als Kürbiskerne oder Kürbiskernöl arzneilich Verwendung finden.

Die wichtigen Bestandteile der Kürbiskerne sind vor allem die hormonähnlichen Phytosterole, hier vor allem Delta-5-Sterol und Delta-7-Sterol. Daneben enthalten Kürbissamen viele Vitamine, insbesondere Vitamin E, Mineralstoffe (Selen) und ungesättige Fettsäuren. Einsatz findet der Arzneikürbis vor allem bei Beschwerden der Blase, Niere und der Prostata. Durch die entzündungshemmende, leicht harntreibende und krampflösende Wirkung kann er unterstützend bei Blasen- und Nierenerkrankungen eingesetzt werden. Desweiteren konnte eine Linderung der Symptome der Reizblase wissenschaftlich bewiesen werden, die Inhaltsstoffe der Kürbiskerne führen zu einer Normalisierung und Kräftigung der Blasenmuskulatur und fördern eine normale Blasenfunktion.

Die Kommission E, ein wissenschaftliches Gremium zur Beurteilung von Arzneipflanzen, nahm nach erfolgreichen Studien auch die Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie) in das Indikationsgebiet des Kürbis auf. Die enthaltenen Phytohormone, allem voran das Delta-7-Sterol, reduziert die Bildung von Dihydrotestosteron. Dihydrotestosteron bildet sich im Körper aus dem männlichen Geschlechtshormon Testosteron und soll bei der Entstehung der benignen Prostatahyperplasie beteiligt sein. Die Vergrößerung der Prostata führt meist zu Problemen beim Wasserlassen oder einer Überlaufinkontinenz. Bei einer leichten Prostatavergrößerung (Stadium I oder II) können Kürbiskerne diese Beschwerden lindern, sie führen jedoch nicht zu einer Normalisierung der Prostatagröße, aus diesem Grund sollte bei Verdacht auf Hyperplasie ein Arzt zu Rate gezogen werden. Aufgrund dieser gesundheitlichen Vorteile des Kürbisses zeichnete der Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde der Universität Würzburg den Gartenkürbis 2005 als Arzneipflanze des Jahres aus.