Anis – Pimpinella anisum
Anis – Pimpinella anisum
Anis gehört der Familie der Doldenblütler (Apiaceae) an und ist als Gewürz- und Heilpflanze bekannt. Anis stammt ursprünglich aus Asien sowie den südöstlichen Mittelmeerländern und ist nicht wie zu erwarten mit dem Sternanis (Illicium verum) verwandt. Die Anispflanze ist eine einjährige krautige Pflanze und erreicht eine Wuchshöhe von etwa 10 bis 60 cm. Die Blütezeit reicht von Juni bis September, die braunen Früchte reifen zwischen August und September. Die Früchte brauchen in dieser Zeit viel Sonne um sich voll entfalten zu können.
Der Name geht auf das griechische Wort für Dill zurück, mit dem der Anis verwechselt wurde. Verwandt ist der Anis mit den Gewürzpflanzen Dill, Fenchel und Koriander, aber auch mit der Gemüsepflanze Karotte.
Heute wird Anis immer mehr durch den ertragreicheren Sternanis aus China ersetzt, da dieser dem Anis in Geschmack und Aroma sehr ähnlich ist.
Anis ist als Gewürz- und Heilpflanze schon von den Ägyptern 1500 v. Chr. verwendete worden. In der Antike fanden die süßlich schmeckenden Früchte besonders als Gewürz zum Beispiel in Brot und Backwaren Verwendung. Auch heute kennt man die Anisfrucht vor allem als Gewürz der Weihnachtsbäckerei oder in alkoholischen Getränken wie dem italienischen Sambuco, dem griechischen Ouzo, dem türkischen Raki oder dem französischen Pastis bzw. Pernod.
Arzneilich werden die getrockneten Früchte (Anisi fructus) verwendet, welche als Hauptbestandteil ätherisches Öl (95 % trans-Anethol) beinhalten. Daneben finden sich noch Anissäure, Cumarine, Flavonoide und Kaffeesäure.
In der Pflanzenheilkunde wird Anis hauptsächlich bei Husten, Verdauungsbeschwerden und zur Milchbildung eingesetzt. Bei Husten hilft er durch seine schleimlösende (sekretolytische) und auswurffördernde (sekretomotorische) Wirkungen. Dyspeptische Beschwerden wie Blähungen und Magen-Darm-Krämpfen lindert Anis aufgrund seiner entkrampfenden (spasmolytischen), blähungstreibenden (karminativen) Wirkungen ebenso wie durch die Anregung der Drüsen des Verdauungstraktes. Als Laktagogum soll Anis in der Volksmedizin den Milchfluss bei Stillenden fördern, der Tee hilft so auch indirekt über die Muttermilch bei Blähungen des Babys.
Für die Zubereitung einer Tasse Anistees sollten die Samen vor der Verwendung angestoßen werden, zum Beispiel in einem Mörser, dadurch können sich die Inhaltstoffe besser entfalten. Für eine Tasse wird circa 1 TL Anissamen mit 250 ml kochenden Wasser übergossen und für 10 Minuten ziehen gelassen. Bei Magenbeschwerden täglich 1 Tasse, zur Schleimlösung morgens und abends je 1 Tasse trinken.
Das ätherische Öl kann äußerlich verwendet werden. Als Bestandteil von Ölmischungen oder Salben hilft es als Brusteinreibungen gegen Husten und Baucheinreibungen gegen Blähungen und Magen- und Darmkrämpfe.
Anis wurde 2014 durch den NHV Theophrastus (Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise nach Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus e.V.) zur „Heilpflanze des Jahres“ gewählt. Mit dieser Auszeichnung soll auf alte Heilpflanzen, sowie deren Bedeutung in der Phytotherapie aufmerksam gemacht werden.
Sternanis – Illicum verum
Der echte Sternanis ist eine alte Heilpflanze der Chinesen. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird er seit 3.000 v. Chr. zur Förderung der Verdauung und gegen Mundgeruch eingesetzt. Aber auch in der chinesischen Küche spielt er als Gewürz für Schweinefleisch, Ente und Gans eine wichtige Rolle.
Der Sternanis gehört zur Familie der Sternanisgewächse (Illiciaceae) und wächst als birkenähnlicher immergrüner Baum bis zu 10 m hoch. Die Blätter sind eiförmig-lanzettlich, ungezahnt und glänzend. Aus den gelblichen Blüten entwickeln sich die bekannten kleinen Sterne, die auch als Balgfrüchte bezeichnet werden. Sie entwickeln einen Durchmesser von circa 2 cm und bestehen aus acht bootförmigen Kapseln, welche die Sternanisfrüchte beinhalten. Die reifen Früchte können dreimal pro Jahr geerntet werden, was den Sternanis besonders ertragreich macht.
Der Sternanis hat sich zunächst von China nach Indien, Japan und auf die Philippinen ausgebreitet. In Indien wurde der Sternanis ein wichtiger Bestandteil der dortigen traditionellen Medizin, der Ayurveda und der indischen Küche, als Bestandteil von Curry-Mischungen. In Japan wurde der Sternanis-Baum als Tempel- und Grabschmuck angepflanzt und seine Rinde als Räuchermittel verwendet.
Im 16. Jahrhundert gelangte der Sternanis wahrscheinlich von den Philippinen nach Europa. Hier hatte er als Heilpflanze zunächst keine große Bedeutung. Vielmehr schätze man ihn als Schmuck- und Gewürzbestandteil. In Deutschland ist der Sternanis, der seinen Namen aufgrund des Aussehens und des Geschmacks bekommen hat, auch als unter Badian, Chinesischer Anis oder Indischer Anis bekannt. Heute ist der Sternanis überall dort anzutreffen, wo Anisaroma gefragt ist, in Backwaren (vor allem der Weihnachtsbäckerei), in der Konditorei, der Parfümerie und als Bestandteil von Likören, Magenbittern und natürlich Glühwein.
Arzneilich werden die Früchte (Anisi stellati fructus) verwendet, zu ihren wichtigsten Inhaltsstoffen gehören die ätherischen Öle, die in ihrer Zusammensetzung sehr den des Anises ähneln. Daher kann zur Gewinnung des Anisöl (Anisi aetheroleum) auch Sternanis verwendet werden. Hauptinhaltsstoff des ätherischen Öles ist ebenfalls das trans-Anethol, daneben enthält Sternanis fettes Öl, Flavonoide und Gerbstoffe.
Aufgrund der Ähnlichkeit zum Anis wird Sternanis von der Kommission E des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte bei „dyspeptischen Beschwerden mit leichten Krämpfen und katarrhalischen Infekten des Respirationstraktes“ empfohlen. Sternanis wirkt anregend und krampflösend auf die Verdauungsorgane und schleimlösend auf die Atemwege.