Efeu

Efeu (Hedera Helix)

Der Efeu (Hedera Helix) ist eine immergrüne Kletterpflanze, die sich an Hauswänden, Bäumen oder Felsen bis zu 20 Meter emporranken kann. Die Pflanzen können bis zu 300 Jahre alt werden. Je nach Entwicklungsstadium besitzt der Efeu zwei unterschiedliche Blattformen. Die Blätter der jungen, nichtblühenden Pflanze sind gelappt und die Blätter der älteren, blühenden Triebe sind ungeteilt, oval. Arzneilich werden die gelappten, jungen, dunkelgrünen Blätter verwendet, welche im Frühjahr bis Frühsommer von der nichtblühenden Pflanze gepflückt werden. Im Herbst blüht der Efeu eher unscheinbar und bringt im Winter die kugeligen, dunklen und giftigen Früchte hervor. Der Verzehr der kleinen runden Beeren des Efeus kann besonders bei Kindern zu Vergiftungen führen, welche sich durch Übelkeit, Durchfall und Erbrechen zeigen. Frische Efeublätter und deren Saft können bei Hautkontakt zu allergischen Reaktionen führen.

Der gewöhnliche Efeu gehört zur Familie der Efeugewächse Araliaceae, zu der unter Anderem auch der Ginseng gehört und ist in West- und Mitteleuropa, dem Mittelmeerraum und Südwestasien beheimatet. Der griechische Name Hedera Helix bedeutet so viel wie sitzen, winden oder drehen und deutet auf die Wachstumseigenschaften der Pflanze hin. Der Efeu ‚windet und dreht‘ sich um die Bäume, um schließlich an/auf ihnen zu ’sitzen‘. Efeu gilt als Symbol der Liebe und Treue und steht für das ewige Leben. Im alten Ägypten wurde Efeu dem Gott des Jenseits (Osiris) geweiht. Im antiken Griechenland war er Dionysos (Gott des Weines und der Fruchtbarkeit) geweiht, es war die heilige Pflanze des Apollon und der Musen und wurde als Zeichen der Präsenz von Göttern interpretiert. Bei den Christen ist Efeu ein Symbol für Treue und Unsterblichkeit und ziert Sarkophage, Kirchen oder Friedhofsmauern. In der Antike wurden Efeublätter und –früchte medizinisch als Schmerzmittel oder als Salbeninhaltsstoff bei Verbrennungen verwendet. Heute sind diese Wirkungen allerdings nicht mehr gebräuchlich, dafür findet der Efeu in neuen Anwendungsgebieten Verwendung.

Für die Wirksamkeit des Efeus sind vor allem die Triterpensaponine (2,5 – 6 %) mit der Hauptkomponente Hederacosid C (alpha-Hederin) verantwortlich. Für die Triterpensaponine konnte in Studien die spasmolytische (krampflösende) Eigenschaft auf die Bronchialmuskulatur nachgewiesen werden. Außerdem führen die Triterpensaponine über die Nerven des Magens zu einer reflektorischen Schleimproduktion der Bronchien, der Schleim wird so dünnflüssiger und lässt sich leichter abhusten. An den Bronchien selbst erleichtert der Efeuextrakt den Abtransport des Schleims. Daneben kommen verschiedene Flavonoide (Rutinosid, Quercetin, Kämpferol-3-rhamnoglucosid), Kaffeesäurederivate, Sterole und ätherisches Öl vor. Der Extrakt der Pflanze wirkt antimikrobiell gegen ein breites Spektrum an Keimen. Aufgrund dieser Eigenschaften wird der Efeu in Form von Extrakten in Säften oder Tropfen angewendet. Efeu kann auch mit weiteren schleimlösenden Pflanzen wie der Primelwurzel, Eukalyptus oder Thymian kombiniert werden.

So kommt der Efeu-Extrakt vor allem bei chronisch-entzündlichen Bronchialerkrankungen, bei akuter Entzündung der Atemwege mit Husten als Begleiterscheinung oder bei Katarrhen der Luftwege zum Einsatz. Er befreit die Atmung durch die Unterstützung der Schleimlösung in den Atemwegen und lindert Keuchhusten.

Auch homöopatisch findet die Efeupflanze Anwendung. Die frischen, unverholzten Triebe kommen bei akuten Entzündungen, beispielsweise der Atemwege, der Leber, der Bauchspeicheldrüse oder des Magen-Darm-Traktes zum Einsatz. Eine Kontraindikation für Efeu-Präparate bilden die Schwangerschaft und die Stillzeit.

2010 wurde der Efeu, wegen seiner lindernden Eigenschaften bei akuten Entzündungen der Atemwege und bei chronischen Bronchialerkrankungen durch den Studienkreis zur Erforschung der Geschichte der Arzneipflanzen der Universität Würzburg zur Arzneipflanze des Jahres gewählt.