Rotes Weinlaub

Rotes Weinlaub – Folia Vitis vinifera

Die Weinrebe ist ein vielseitiges Talent. Die frischen Trauben passen gut zu Käse oder in den Obstsalat, für die türkisch – griechische Spezialität Dolma werden gehacktes Fleisch oder gewürzter Reis in Weinblätter gefüllt, in Öl eingelegt oder frisch gegessen. Aus vergorenen Trauben werden je nach Sorte Rot -, Rosé-, oder Weißwein und Grappa hergestellt. Das hochwertige Traubenkernöl ist reich an ungesättigten Fettsäuren, Polyphenolen und Vitamin E. Es wirkt sich positiv auf den Blutdruck und Blutfettspiegel aus und schützt vor freien Radikalen. Doch nicht nur kulinarisch findet die Weinrebe Verwendung, sondern auch in Pflanzenheilkunde.

Die Weinrebe wird schon seit langer Zeit geschätzt. Sie wurde ungefähr im 6 Jahrhundert v. Chr. im Kaukasus und Mesopotamien für die Weinherstellung gezüchtet. Der Genuss von Wein war Jahrtausende lang von großer religiöser Bedeutung, beispielsweise bei den Ägyptern und später auch in Europa, hier vor allem im Christentum. Das rote Weinlaub wird seit der Antike für seine heilende Wirkung geschätzt und wurde damals bei Blutungen, Wunden, Entzündungen und Hämorrhoiden für äußerliche Umschläge verwendet.

Doch die wahre Stärke des sich im Herbst purpurrot färbenden Weinblattes haben französische Winzer entdeckt. Nach einem harten Arbeitstag im Weinberg haben sie ihre geschwollenen und schweren Beine mit breiigen Umschlägen behandelt und Aufgüsse aus den Blättern (Tee) getrunken. Mittlerweile ist die heilende Wirkung des roten Weinlaubs durch klinische Studien belegt und von der HMPC (Committee on Herbal Medicinal Products), dem europäischen Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel, positiv bewertet worden.

Nach mehreren Wochen verbessert sich die Mikrozirkulation in den Beinen, was eine Reduktion des Waden- und Knöchelumfangs zur Folge hat und das Venengerüst wird stabilisiert. Hauptsächlich wird die Weinrebe bei chronisch-venöser Insuffizienz mit dafür typischen Symptomen (Beinschwellungen, Krampfadern, schweren, schmerzenden und müden Beinen, Juckreiz, Spannungsgefühl in den Waden und Wadenkrämpfen) eingesetzt.

Arzneiliche Verwendung finden die Laubblätter der Edlen Weinrebe Vitis vinifera L. ssp. Vinifera, im Besonderen die rote Rebsorte Teinturier du Cher (Färbertrauben), ein bis zu 20 m hochkletternder Strauch. Sie blüht von Mai bis Juni und bildet unscheinbare gelbgrüne Blüten, die in Rispen angeordnet sind. Die Weintrauben sind längliche rote Beeren mit rotem Fruchtfleisch. Die Blätter verfärben sich im Herbst dunkelrot und werden während bzw. nach der Weinlese geerntet. Sie enthalten Flavonoide (vor allem Quercitrin, Rutin) und Gerbstoffe, welche hauptsächlich für die Wirkung verantwortlich sind. Daneben sich noch Polyphenole, Fruchtsäure, Mineralstoffe und Zucker enthalten. Für die Färbung der Blätter sind Anthocyane verantwortlich.
Die Flavonoide besitzen eine entzündungshemmende Wirkung und dichten die Gefäßwände ab, so wird verhindert, dass sich Wasser ins Gewebe einlagern kann (Ödembildung).

Aufgrund der gefäßstärkenden und entschlackenden Eigenschaften soll das rote Weinlaub auch im Kampf gegen Cellulite helfen, diese Wirkung ist jedoch noch nicht durch Studien belegt.

Rotes Weinlaub gibt es in den verschiedensten Zubereitungen: getrocknet und geschnitten als Teedroge, als pulverisierte Droge in Kapselform und als Extrakt in Cremes und Salben. Aber egal in welcher Darreichungsform Sie es anwenden möchten, kann es mehrere Wochen dauern bis sich die ersten positiven Effekte zeigen. Bei der Anwendung kann es zu Überempfindlichkeitsreaktionen wie Juckreiz und Hautrötungen, Übelkeit und Magen-Darmbeschwerden kommen, in diesem Fall sollten Sie die Präparate absetzen. Über die Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen keine Daten zur Unbedenklichkeit vor.
Die Wirksamkeit und der Extraktgehalt von Arzneimitteln müssen wissenschaftlich nachgewiesen werden und diese dürfen nur in Apotheken verkauft werden. Diese Qualitätsansprüche gelten nicht für Produkte aus Supermärkten und Drogerien.